Im Juni 2011 wurde unter der Erde ein spätantikes Bodenmosaik von einer Fläche um 70 m2 entdeckt. Das Mosaik gehört zu Wohnräumen im Komplex einer römischen Sommervilla. Es handelt sich um ein polychromes Bodenmosaik, aus der zweiten Hälfte des IV. Jahrhunderts aus Stein- und Keramikstücken und mehrfarbiger Glasur. Auf einer Fläche, die von einreihigen und doppelreihigen Friesen begrenzt wird, tauchen einheimische und wilde Tiere in einer Landschaft von Wald und Heide, ihrem Lebensraum auf. In einem fortlaufenden Band befinden sich Dekorationen aus vier erhaltenen Darstellungen von Tieren, die sich perspektivisch dargestellt zwischen Bäumen bewegen und unter ihnen ausruhen. Vom Eingang in die Halle aus gesehen sind in der Tiefe vor der offenen Apsis auf einem Fries drei heimische Tiere, Widder, Lamm und Schaf dargestellt.
Das Mosaik zeigt eine florale Landschaft mit seltenen Bäumen, die mit den Details von knospenden Zweigen, frischen Blättern und kräftigen Wurzeln sehr schematisch dargestellt sind. Die mittleren Baumkronen sind in roten Keramiksteinen ausgeführt, was auf die Pflanzenwelt im Frühling hindeuten könnte. Zwischen den Bäumen erstrecken sich Wiesen auf denen ein Widder grast, ein Lamm und daneben ein Schaf mit erhobenem Kopf unter den Bäumen liegen. In dieser pastoralen Szene wurde sehr wenig Chromatik benutzt, so dass die gesamte Darstellung unter Verwendung der schwarzen und weißen Mosaiksteine sowie auch der grauen und roten sehr gedämpft wirkt. Die Plastizität wird durch Anordnung der Würfel, die dem Umriss der Tierkörper Tiefe geben, erreicht. Der Widder wird korpulenter dargestellt indem schwarze und rote Linien auf Rücken, Bauch und Kopf verstärkt werden ebenso wie die gerundeten Hörner und der üppig und plastisch gezeichnete Schwanz. Das Schaf ist fragiler mit sanften Rundungen gearbeitet, die durch grauen Schatten erreicht werden und Körper und Wolle weich erscheinen lassen. Die Darstellung des Lammes, das zwischen den Bäumen ruht ist im vorderen Körperteil stark beschädigt.
Interessant ist die im Mittelteil des Tierkörpers beschädigte Darstellung eines des Wildschweins auf der Flucht auf dem langen östlichen Fries der Halle. Das Tier wird in einer einfachen Technik mit abwechselnd schwarzen und weißen Linien gezeigt. Das könnte ein Hinweis auf sein jugendliches Alter sein, doch in Betracht des kräftigen Rüssels und der mächtigen Hauer handelt es sich um ein älteres, ausgewachsenes Tier. Der ganze Rand des gestreckten Tierkörpers ist mit kurzen schwarzen Linien als dichte Borsten versehen, was auf die Kampfbereitschaft des Tiers hinweist. Auch der Eber bewegt sich im Wald, der durch ein stilisiertes Blattmotiv gezeigt wird, von dem nur einige Zeichen erhalten sind.
Die Darstellung der Fauna auf dem Mosaik kann als Bestiarium bezeichnet werden – obwohl es sich um heimische Tiere in ihrer natürlichen Umgebung handelt. Die dominierende Darstellung des Ebers kann mit seiner mythologischen Bedeutung in der Antike in Verbindung gebracht werden, wo er relativ oft in den narrativen Episoden der Taten des Herakles erwähnt wird (Jagd auf den Eber von Kalidon) und als Opfer in einer Jagdepisode gezeigt als Beweis für die Tapferkeit des Jägers, der ihn mit Hilfe eines Hundes besiegt. Der Eber taucht auch als Verkörperung der wilden, mächtigen und urtümlichen Kraft der Natur sowie als Zeichen kommender Gefahr auf. Meistens wird er ausgewachsen mit dichten Borsten im Lauf dargestellt. Er wird auch oft in allegorischen Kompositionen als Begleiter und Künder des Winters gezeigt.
Ausser dem Bestiarium sind die Pflanzenmotive auf dem Mosaik kennzeichnend: drei eindrucksvolle Weinreben, zwischen denen in den Ecken Akanthusblätter wachsen. An den Stielen des rankenden Weinlaubs hängen dichte Trauben unterschiedlicher Größen, deren dünne Stiele aus Keramiksteinen gearbeitet sind ebenso wie das trockene rote Laub der Weinberge vor der Ernte, das auf den Anbau roter Sorten weist. Im Weinberg sind auch Vögel (schwarze Krähe und Rebhuhn oder weiblicher Pfau). Besonders interessant ist die Gestalt eines Vogels, eventuell eines Reihers auf langen dünnen Beinen, der sich an die Herbstfrüchte macht, die als Pilzkolonie im Gezweig und Korb dargestellt werden. Die floralen Motive zeugen von einer Fülle der Vorstellungen und Ausführungen. Besonders die Darstellung des Weinberges vor der Lese mit seinen Lebewesen, die Häufung an Details aus der Welt der Vögel schafft eine dichte Komposition ohne Lücken (horror vacui).
Auf den Bodenmosaiks der Römerzeit besteht die Tendenz mit floralen Eckmotiven die leeren Flächen zu füllen, dazu dienen ebenso die verzweigten floralen Motive in den Ecken des Mosaiks in der erwähnten Halle des Hafen von Vrsar. Die architektonischen Kompositionen und Darstellungen darauf reichen bis an den Rand und werden von der floralen Welt in der Mittelachse der Wand völlig eingenommen. Offensichtlich ist die Architektur nur der Rahmen für die malerischen Darstellungen innerhalb der Mosaikflächen.
Die nördliche architektonische Darstellung befindet sich vor der Apsis und dem Fries mit den Schafen. Die Anordnung wird durch Säulen geschlossen, es werden zwei Säulen gezeigt von denen die rechte ist, flächisch und ohne Perspektive kaum zu erkennen ist Die Säulen zeigen rot-schwarze Bänder auf hellem Untergrund. Interessant sind die Kapitele mit schematisch betonten Blattkränzen. Sie tragen ein kuppelartiges Dach, das wie der Baldachin das luftige Interieur bedeckt. Wenn es sich um einen symbolischen Baldachin handelt, stellt er die Heiligkeit des Ortes vor und es ist anzunehmen, dass es sich um ein Fanum, Saccelum oder eine Edikula für eine Gottheit handelt. Die kleine Kuppel über den Säulen ist perspektivisch dargestellt, worauf die Geometrie des Daches hinweist. Die Muschel ist aus einer Reihe von Dachziegeln, antiken Imbrex gearbeitet, doch ohne Tegula, die ein Flachdach schaffen würden. Die Imbrexe verjüngen sich zur Mitte des Akroterions und tragen zur kuppelartigen architektonischen Lösung der Edikula bei. Solch ein architektonisches Konzept, in das Medium Mosaik übertragen, hat seinen Ursprung in der realen Architektur der Epoche Hadrians. So könnte die Architektur der Villen in Tivoli das Beispiel für deren spätere Darstellung auf Mosaiken sein. Diese Edikula ist die architektonische Szenografie für die Darstellung eines weiblichen Torsos, von dem nur das lockige Haar mit einer Krone und die mit einer Tunika bedeckte linke Schulter zu erkennen sind. Die Figur hält einen Korb (wie am Körper befestigt) mit Früchten, Blumen oder sogar Blättern aus schwarzen Mosaiksteinchen in den Händen. Die Edikula ist auf der linken Seite und auf dem Dach von Rohr, Stielen und Trauben eingehüllt. Darstellungen in Edikulen sind in der antiken Mosaikproduktion keine Seltenheit. Oft handelt es sich um allegorische bildnerische Darstellungen der Jahreszeiten mit allen notwendigen Attributen, und das ist auch bei diesem Mosaik der Fall. Die Edikula vor der Apsis kann abgesehen von der starken Beschädigung rechts in der Mitte der Darstellung eine Allegorie des Frühlings im Zyklus der Jahreszeiten sein. Auf der linken Seite kann hinsichtlich der herbstlichen Atmosphäre die Frauenfigur die Früchte des Herbstes tragen.
An der rechten Ostwand der Halle ist von der Darstellung des laufenden Ebers gegen die Mitte der Halle hin eine zweite Edikula gestaltet. Die von Säulen gerahmte Fassade ruht auf einer länglichen Basis aus schwarzen Bordüren auf hellem Hintergrund. Zwei Säulen auf viereckigen Platten (plinta) liegen am Rand der Basis. Sie sind mit drei Kanneluren versehen und flächig dargestellt. Die Kapitele der Säulen aus Blattwerk sind stilisiert und die Kalotte ist mit wehenden abgerundeten weißroten Bändern chromatisch reicher als das Dach der Edikula vor der Apsis. Die Darstellung ist sehr beschädigt und es sind nur Teile der Komposition auf der linken Seite der Edikula erhalten. Schlanke Zweige, die über der linken Säule der Edikula hängen verraten mit ihren zarten gekrümmten Blättern eine Moorpflanze.
Die Darstellung einer erjagten, an den Beinen aufgehängten Ente ist mit ihrem roten Schnabel und den dünnen Beinen naturgetreu. Unter ihr liegt eine Schlange als ob sie auf die Beute wartet. Die Pflanzen jedoch wachsen nicht aus dem Boden, sondern aus dem schrägen Kubus eines Gefässes. Ente ebenso wie die Schlange und das große Gefäß symbolisiert den Winter, die Zeit der Entenjagd.
Die Darstellung des Weinbergs vor der Lese reicht bis auf den Boden der Fassade der Halle. Da sie beschädigt ist, lässt sich nicht genau feststellen woher die Reben kommen, vielleicht aus der südöstlichen Ecke der Halle als kräftige Weinrebe, die die Edikula und deren Darstellung vor dem Portal der Halle umrahmt. An dieser Stelle ist das Mosaik sehr beschädigt, so dass von der Komposition nur einige Teile erhalten sind. Neben den floralen Ornamenten der Weinrebe sind im Raum der Halle Teile von Tierdarstellungen zu sehen ein Teil eines vermeintlichen Schafes (sein Hinterteil ist aus Mosaiksteinchen zarter neutraler Chromatik gearbeitet, ebenso wie bei der Darstellung des Schafes vor dem Apis der Halle). Vor dem Eingang ist nur der Bruchteil der dritten Edikula erhalten. Wie diejenigen vor der Apsis hat er tordierte Säulen von denen nur ein Teil der östlichen sichtbar ist. Die Darstellungen im Inneren sind fast völlig vernichtet. Nur in der Mitte tiefliegender konzentrischer Kreise kann man eine Figur erwarten oder wahrscheinlicher ein Kopf.
In der Mitte der Halle befindet sich die Hauptkomposition diese Bodenmosaiks dem alle andere Darstellungen untergeordnet sind. Die mittlere ist zum großen Teil beschädigt. Im Norden in Richtung Apsis und im Süden vom Eingang in die Halle ist sie begrenzt von einem plastischen Fries aus Lilienblüten. Als Rahmen der Mosaikkompositionen ist dieser am bedeutendsten. Er betont auch die anderen Kompositionen, ihren Inhalt, die Figuren innerhalb der Szenen und dargestellten Ereignisse. Die Hauptszene zeigt zwei menschliche Figuren und nur beschädigte Teile von Tiere. Die Frau oder das Mädchen mit nacktem Oberkörper liegt oder fliegt. Neben ihr wird ein Mann, ein Krieger mit Pfeil und Schild gezeigt. Die Kleidung der Frau bedeckt teilweise ihren Körper und wird durch reichen Faltenwurf charakterisiert.
Das Mosaik aus Vrsar stammt der zweiten Hälfte des IV. Jahrhunderts oder spätestens aus dem ersten Jahrzehnt des v. Jahrhunderts.
Davon zeugen die Motive des Mosaiks, die Herstellungstechnik, Besonderheit der Mosaiksteinchen, gedämpfte Chromatik, wesentliche Schematisierung, Stilisierung und Unvollständigkeit der Darstellung, erkennbare Merkmale des Mosaikstils aus der Epoche nach Kaiser Hadrian, der architektonische Kontext des Mosaiks und die historischen Gegebenheiten in Vrsar.